Claus portret

Claus

Ich heiße Claus Meines. Ich arbeite seit... ach, schon immer im Rathaus. Dritte Etage, Blick auf den Parkplatz. Es ist kein aufregender Job – aber jemand muss ja Ordnung halten, nicht wahr? Manchmal sagen die Kollegen, ich sei ‚verdammt zuverlässig'. Das klingt schöner, als es ist. Ich bin halt einfach da. Immer. Pünktlich. Zuverlässig.

Ich habe nie viel Aufhebens gemacht um mein Leben. Ich war verheiratet, lange. Mit Gloria. Wir verstehen uns noch gut. Manchmal besser als damals. Ich... habe irgendwann gemerkt, dass ich anders empfinde. Oder... anders empfinde als man vielleicht erwartet. Es ist nichts Spektakuläres, nichts Rebellisches. Eher ein leiser Nebensatz, den man nicht laut sagt, aber der doch bleibt.

Ich sammle alte Aufnahmen von Windbergen. Ich arbeite an einer kleinen Website — nichts Großes. Ich fotografiere gern. Dinge, die andere übersehen. Ein Schatten auf dem Asphalt. Eine Hand, die einen Brotkorb berührt. Der Moment, bevor jemand zu lachen beginnt. Ich bin kein Mann für große Reden. Ich bin eher ein Komma. Ein leises Innehalten. Aber manchmal — wenn die Kaffeemaschine zischt, und das Licht so schräg ins Büro fällt, dass man die Staubkörner sieht — dann denke ich, vielleicht ist das genug. Vielleicht reicht es, da zu sein. Ohne zu stören.

„Es sind nicht die Dinge, die uns besitzen. Es ist, woran sie uns erinnern."

– Claus

Wohnzimmer

Mein Wohnzimmer… nun ja. Es ist ordentlich. Vielleicht ein bisschen zu ordentlich — das sagt zumindest Gloria. Aber ich mag es so. Wenn alles seinen Platz hat, atme ich ruhiger. Die Bücher nach Themen, die Zeitschriften nach Jahrgang. Spießig? Vielleicht. Aber ich hab's gern, wenn es still bleibt in den Dingen.

Oben im Regal stehen ein paar alte Kameras. Die meisten sind kaputt. Ich repariere sie nicht — ich lasse sie so. Sie erinnern mich daran, dass man früher überlegte, bevor man auf den Auslöser drückte. Dass jedes Bild gezählt hat. Und dass nicht alles funktionieren muss, um etwas zu bedeuten.

Abends wundern sich die Nachbarn manchmal, dass mein Fernseher dunkel bleibt. Ich höre lieber Musik. Oder ich sitze am Fenster. Schaue auf die Straße, auf das Licht im Baum. Das Knistern der Nadel, wenn ich eine Platte auflege… das gehört dazu. Vielleicht ist das mein Weg, mich an die Dinge zu erinnern, wie sie wirklich waren – nicht perfekt, aber echt.

Claus woonkamer

Leise bleibt – Musik von Claus

"Musik ist nur eine andere Form der Stille. Eine, die durch die Jahre begleitet."

Claus Playlist - Leise bleibt

Das Brutalistische Gemeindehaus

„Beton formt nicht nur Räume — er formt Gemeinden."

Hier verbringt Claus Meines seine Tage, dritter Stock, Zimmer mit Blick auf eine verregnete Gartenhecke. Zwischen kühlen Betonwänden und dem fahlen Licht flackernder Leuchtstoffröhren führt er mit ruhiger Hand die Listen der Gemeinde. Kein Mann der großen Worte, eher der leisen Gesten: ein Häkchen mit Bleistift, eine zweite Tasse Kaffee für den Kollegen. Claus verwaltet nicht nur Akten — er bewahrt kleine Ordnungen in einer Welt, die still verrutscht.

Claus Meines im Büro

Seine Aufgaben waren klar, seine Haltung freundlich.
Claus Meines führte Listen, beantwortete Anfragen, füllte Formulare aus. Er wusste, wo alles zu finden war. Man schätzte ihn für seine Genauigkeit, seine Hilfsbereitschaft, seine Ruhe.

Eine Beförderung hat er nie erhalten. Vielleicht, weil er nie darum bat. Vielleicht, weil er nicht danach aussah. Vielleicht, weil es so war.

Bürgermeister Windbergen Archivfoto

Das Gemeindehaus und sein Schatten

Das brutalistische Rathaus von Windbergen wurde 1970 eröffnet – als Symbol des Fortschritts und einer neuen Verwaltungsära. Der damalige Bürgermeister galt als treibende Kraft hinter dem Bau.
Er war beliebt im Ort, charmant, wortgewandt – und doch musste er 1974 zurücktreten.
Ein interner Bericht deckte systematische Vorteilsnahmen auf: Bauunternehmen hatten ihm Reisen, Geld und Besuche in Hamburger Etablissements finanziert.

Der Skandal erschütterte Windbergen. Doch manche sagen, er sei nie glücklicher gewesen als später – als pensionierter Vogelbeobachter am Stadtrand.
→ Zum internen Bericht von 1974 (PDF)

„Zwischen den geraden Linien des Brutalismus finden sich die kurvigen Wege menschlicher Verbindungen. Das ist die wahre Schönheit dieser Architektur."

Schlafzimmer & Arbeitszimmer

Tagesblick aus dem Fenster
Nachtblick aus dem Fenster

„Morgens beim Aufwachen sehe ich, wie das Licht durch die Vorhänge fällt. Ein neuer Tag beginnt.“

Arbeitstisch
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www.windbergen.de

Arbeitstisch

Ein aufgeräumter Schreibtisch. Computer, Notizblock, Stift. Die Festplatte voll mit alten Bildern, sortiert nach Jahren und Orten. Seit 1996 arbeite ich an meiner Windbergen-Website.

Kamerasammlung

Kamerasammlung

Die funktionierende Nikon liegt neben drei defekten Kameras. Ich habe sie nie repariert. Vielleicht, weil sie mir längst etwas anderes bedeuten als Technik.

Fensterblick

☁️Fensterblick

Beim Arbeiten schaue ich oft durch die Scheibe. Ein kleiner Ausschnitt Himmel, mal blau, mal grau. Im Sommer steht das Fenster offen, im Winter beschlägt es manchmal. Direkt davor: der Parkplatz. Und dahinter der Bunker, unser Rathaus. Kein schöner Ausblick – aber ein ehrlicher.

Schlafecke

Schlafecke

Ein einfaches Bett. Das Kissen leicht eingedellt. Manchmal liegt ein Buch daneben – begonnen, aber nie beendet. Der Schlaf kommt vor dem Ende