Lichtsplitter
(aus dem Traum)
Zoë schreibt diese Notizen direkt nach dem Aufwachen. Sie weiß nicht, ob sie träumt – oder ob sie sich herinnert, in iemand anders.







EDEKA
„Zwischen den Regalen entstehen Geschichten, die niemand ausspricht..."
Zoë arbeitet drei Tage die Woche im örtlichen EDEKA. Immer andere Schichten, immer temporär — aber sie beobachtet. Sie sieht, wie die Menschen einander betrachten, ohne zu sprechen. Wie Gedanken zwischen den Regalen wandern, unausgesprochen aber spürbar.
Diese stillen Momente hat sie festgehalten — nicht in Worten, sondern in den Verbindungen zwischen den Menschen. Ein Netzwerk aus Blicken, Hoffnungen, Ängsten und unerfüllten Sehnsüchten.
„Manchmal, wenn ich zwischen den Regalen stehe, kann ich ihre Gedanken hören. Nicht die Worte — die Farben. Jede Emotion hat eine andere Nuance."
Was sie kaufen, wer sie sind

Einkaufsliste
Was Zoë beobachtet hat...

Zoë – an der Kasse
Es ist nichts Besonderes. Und doch.
Der Scanner piept wie immer. Die Milch ist kühl. Der Karton atmet Pappe.
Und plötzlich, während ihre Finger den Karton streifen,
fühlt sie es: ein Kribbeln – kein Gedanke, kein Grund.
Als wäre die Luft ein wenig leichter,
als würde das Licht sie leise grüßen.
Die Orange ist fast zu rund, um echt zu sein.
Das Wechselgeld scheint von Bedeutung.
Jemand lächelt, oder schaut weg – sie weiß es nicht mehr.
Sie ist glücklich. Für einen Moment. Ohne Grund.
Dann kommt der nächste Artikel.
EDEKA Gedankennetz
Die stillen Gedanken im Supermarkt — wer denkt was über wen?









Stimmungslegende
„Die meisten Menschen gehen einkaufen und sehen nur Produkte. Zoë sieht ein Theater voller ungespielter Szenen — jede Begegnung eine Geschichte, die niemals erzählt wird."
Es gibt einen Moment – gleich nach Ladenschluss, wenn das Neonlicht noch schwach nachglimmt –
in dem sich der Supermarkt an sich selbst zu erinnern scheint.
Die Regale werden zu Linien.
Die Gänge wiederholen sich.
Alles schrumpft, zieht sich in Bedeutung zurück.
In einem Schuppen am Rande von Windbergen
steht ein Mann über einen Tisch gebeugt.
Ralf – der Postbote –
ein stiller Mann, leicht nach vorne geneigt vom Gehen,
baut sein Dorf neu. Mit Pappe, Holzleim und Geduld.
Er weiß, dass es nicht echt ist.
Er weiß, dass Menschen nicht aus Schaumstoff bestehen.
Aber manchmal…
legt er eine Orange auf eine Theke,
neben ein Mädchen, das sich nicht bewegt.
Sie – Zoë – ein Gedanke aus Plastik –
weiß nicht, dass sie betrachtet wird.
Sie fühlt sich leicht, unerklärlich glücklich,
als hätte jemand sie ausgewählt, für einen Augenblick zu sein.
Ralf sagt nichts.
Aber irgendwo in ihm
hat das Schweigen genau ihre Form.